Sorgfältig geplante und nachhaltig gebaute Gebäude in lebendigen Quartieren mit ansprechenden Freiräumen sind von elementarer Bedeutung für eine offene und selbstbestimmte Gesellschaft. Besonders die Ausrichtung unserer gebauten Umwelt hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist nicht nur eine technische Aufgabe, sondern vor allem auch eine kulturelle. Das von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorgestellte Projekt Europäisches Bauhaus soll deshalb interdisziplinär konzipiert sein, um „..mit den Grundsätzen Nachhaltigkeit, Inklusivität und Ästhetik den Menschen den europäischen Grünen Deal näherbringen“.
Nicht immer stößt die Politik der EU-Kommission auf das Verständnis des Berufstandes, wie zuletzt das jahrelange Ringen um die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) gezeigt hat. Doch für das geplante „Europäische Bauhaus“ bietet die Bundeskammerversammlung der Bundesarchitektenkammer als Vertreterin der deutschen Architektenschaft mit einer fast einstimmig verabschiedeten Resolution ihr volle Unterstützung an, um an einem schöneren und humaneren 21. Jahrhundert mitzugestalten.
„Das neue Europäische Bauhaus wird die praktische Umsetzung des europäischen Grünen Deals vorantreiben – auf attraktive, innovative Weise, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht. Mit den Grundsätzen Nachhaltigkeit, Inklusivität und Ästhetik soll es den Menschen den europäischen Grünen Deal näherbringen. Jeder sollte den ökologischen Wandel sehen, fühlen und erfahren können.“ Ursula von der Leyen, EU Kommissionspräsidentin
Mit Qualität und Qualifikation zum neuen Europäischen Bauhaus
Resolution der 93. Bundeskammerversammlung der Bundesarchitektenkammer
Geradezu enthusiastisch begrüßen wir als Bundesarchitektenkammer, Vertreterin der 16 Länderarchitektenkammern mit ihren über 135.000 Mitgliedern, die Initiative eines Neuen Europäischen Bauhauses und bieten spontan unsere uneingeschränkte Unterstützung an!
Fachlich beraten wir bei der Umsetzung der notwendigen Renovierungswelle zur Schaffung einer europaweiten Umbaukultur.
Wir finden und begleiten unterstützend herausragende Praxisbeispiele, die den notwendigen ganzheitlichen Planungsansatz verdeutlichen.
Und mit unserem umfangreichen fachlichen Netzwerk in der gesamten Wertschöpfungskette Bau helfen wir, aus der Idee eines Neuen Europäischen Bauhauses wirkungsvolle virtuelle und physische Orte entstehen zu lassen
Denn sorgfältig geplante und nachhaltig gebaute Gebäude in lebendigen Quartieren mit ansprechenden Freiräumen sind von elementarer Bedeutung für eine offene und selbstbestimmte Gesellschaft. Wir Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen und wir Stadtplanerinnen und Stadtplaner bekennen uns im Sinne der Davos-Erklärung von 2018 „Towards a high-quality Baukultur for Europe“ ausdrücklich zu unserer Verantwortung für die Gestaltung der gebauten Umwelt. Nahezu alle aktuellen und zukünftigen Herausforderungen – demographischer Wandel und Migration, Digitalisierung, Mobilitätswende, Klima- und Ressourcenschutz, insbesondere schonender und sozialverträglicher Umgang mit Grund und Boden – sind unmittelbar relevant in unserem beruflichen Handeln. Im Zentrum steht dabei immer ein ganzheitlicher Planungsansatz zur Umsetzung der Klimaziele von Paris und zugleich zur Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen auf hohem baukulturellem Niveau, denen die geplante Renovierungswelle, der Europäische Grüne Deal und die Entwicklung einer wirkungsvollen Kreislaufwirtschaft dienen müssen.
Ganzheitlicher Planungsansatz heißt für uns
- sowohl das Zusammendenken von Innenraum, Gebäude, Quartier, Stadtraum, ländlichem Raum, Region, Naturraum bis hin zu Infrastruktur- und Mobilitätskonzept und damit letztendlich gleichwertigen Lebensverhältnissen,
- als auch die gesamte Wertschöpfungskette Bau, angefangen von der ersten Machbarkeitsstudie über Planung, Bau, Bauprodukte, Lieferketten und Betrieb bis hin zu Umnutzung, Umbau oder Rückbau von Werken der Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung in den Blick zu nehmen.
Dieser großen Verantwortung auch wirkungsvoll gerecht werden zu können, braucht es allerdings eine ganzheitlich ausgerichtete Ausbildung und qualifizierte Berufszulassung von Personen, die ihre Qualifikation in Stadtplanung und Architektur nachgewiesen haben, die Einhaltung hoher berufsethischer Standards und eine auskömmliche Honorierung.
Das Europäische Bauhaus hat das Potential, praktische Antworten auf die gesellschaftliche Frage zu geben, wie wir als moderne Europäerinnen und Europäer im Einklang mit der Natur leben wollen. Und es kann im Sinne von Ursula von der Leyen helfen, das 21. Jahrhundert schöner und humaner zu machen.
Die deutschen Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen und Stadtplanerinnen und Stadtplaner bieten hierzu ihre aktive Unterstützung an.
Berlin, den 4.12.2020
Die 93. Bundeskammerversammlung der Bundesarchitektenkammer
Das Präsidium der Bundesarchitektenkammer
Der Vorstand der Bundesarchitektenkammer