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>> Dr. Johannes Novy Stadtplanung & Urbanismus. University of Westminster, London

Wo liegen die Herausforderungen für den Berufsstand der Planer*innen in der Zukunft?

It's the environment, stupid! Klimawandel und schwindende Ressourcen zwingen uns, Architektur und Städtebau radikal neu zu denken. Im Klartext heißt das: mehr Umbau statt Neubau und wenn neu gebaut werden muss, dann konsequent nach ökologischen Gesichtspunkten (ohne dabei die soziale Frage aus den Augen zu verlieren). 

Kommen die Planer*innen ihrer Verantwortung für die Gestaltung der Zukunft angemessen nach? 

Planer*innen kommen ihrer Verantwortung für die Gestaltung der Zukunft dann nach, wenn sie den Mut aufbringen, gedanklich wie auch baulich, neue Wege zu gehen. Wer feststellt, dass es vor dem Hintergrund der Klimakrise und anderer gesellschaftlichen Herausforderungen mit marginalen Verbesserungen in Architektur und Städtebau nicht getan ist, sondern radikale Veränderungen braucht, argumentiert nicht ideologisch, sondern logisch. Auch das Abfeiern formal-ästhetisch oder technisch-konstruktiv anspruchsvoller, aber aus ökologischer – oder auch sozialer – Perspektive problematischer Projekte muss ein Ende haben.

Sind die Planer*innen für die Zukunftsgestaltung überhaupt relevant? Welche Handlungsfelder müssen fokussiert werden, um eine bedeutsame Rolle innerhalb unserer Gesellschaft zu spielen?

Planer*innen wird bei der Zukunftsgestaltung eine wesentliche Rolle zuteil. Sie sind es, die gesellschaftlichen Ideen und Visionen eine räumliche Gestalt geben und Vorstellungen für mögliche Zukünfte sinnlich erfahrbar und greifbar machen können.

Wird der Nachwuchs auf die Herausforderungen der Zukunft gut vorbereitet?

Der “Nachwuchs” scheint mir mit dazu beigetragen zu haben, dass wir heute wieder mehr über Architektur und Städtebau als politische und soziale Praxis und ihre daraus resultierende Verantwortung diskutieren. Dafür Hut ab! Was die “Herausforderungen der Zukunft” angeht: die Covid-19-Pandemie zeigt, dass sich Zukunft nicht ohne Weiteres vorhersehen lässt. Gefragt sind Agilität im Denken, die Fähigkeit, mit Unvorhersehbarkeit und Überraschungen umzugehen sowie Zeit und Raum zum Experimentieren, Spekulieren und Ausprobieren. Tragen wir dem in der Ausbildung von Studierenden genügend Rechnung? Ich wünschte, es wäre so, aber sehe da Luft nach oben. 

Was möchten Sie den Planer*innen aus Ihrer Perspektive mit auf den Weg geben?

Ich habe den Eindruck, dass wir mitunter dazu neigen, uns und unsere Rolle zu über- oder zu unterschätzen. Planer*innen sind keinesfalls allmächtig, aber auch nicht machtlos. Als Expert*innen des gebauten Raumes werden wir gehört und haben Einfluss. Es gilt, diesen Einfluss durch Haltung und Handeln mehr Geltung zu verschaffen.