Weiter zum Inhalt

„Einfach gut!“ bauen ist gar nicht so einfach!

Sandra Gebauer - Gundlach Bauträger - Projektentwicklung

Wohnraum ist knapp. Gleichzeitig stehen viele Bürogebäude in besten Lagen leer. Gundlach möchte mit dem Projekt „einfach gut!“ an der Marienstraße diesem Missstand begegnen und Büros zu Wohnzwecken umnutzen. 

Dort, wo früher die Polizei gearbeitet hat, soll ein lebendiges, lebenswertes Quartier in Hannovers Innenstadt entstehen. Geplant ist das Gebäudeensemble aus den 50er Jahren zu sanieren und zu verdichten. So entstehen etwa 75 neue Wohneinheiten – ein vielfältiger Wohnungsmix von Ein- bis Vierzimmerwohnungen. Auch das Wohnen auf zwei Ebenen mit eigenen Gärten und zwei kleine Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss sind geplant. Der fast vollständig versiegelte Innenhof, der gerade überwiegend zum Parken genutzt wird, soll entsiegelt und begrünt werden. Unterstützt wird das durch ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept. So entsteht ein Freiraum mit vielfältigen Aufenthaltsqualitäten.

Das Modellprojekt „einfach gut!“ wurde von der Architektenkammer Niedersachsen zusammen mit der NBank, dem Land Niedersachsen und dem vdw Niedersachsen Bremen 2022 auf den Weg gebracht. Der Niedersächsische Bauminister Olaf Lies hat die Schirmherrschaft übernommen. Anhand von Praxisbeispielen sollen Lösungen für eine nachhaltige, aber einfachere und möglichst kostengünstigere Architektur erarbeitet werden.

Gundlach hat sich mit diesem Vorhaben bei „einfach gut!“ beworben, weil wir uns mit dem Leitgedanken identifizieren können.

Das Projektteam um Tatjana Sabljo untersucht und arbeitet das Potential von Bestandsgebäuden heraus: 
wie kann einfach und gut ein bestehendes Gebäude der neuen Wohnnutzung zugeführt werden?
Standards und Normen werden in einem gemeinschaftlichen Arbeitsprozess hinterfragt und neue, innovative, einfache Lösungen untersucht und erarbeitet. Das ist nicht immer einfach, oft ist es kompliziert. Es fällt schwer, sich von etwas zu lösen, was im Laufe der Zeit zur Regel geworden ist. Hier braucht es die Bereitschaft, Dinge in Frage zu stellen an die wir uns gewöhnt haben.

Ein Beispiel: Aufputz Installationen. Das klingt einfach und kostengünstig. Unser TGA-Planer bewertet das anders und hält es für deutlich komplizierter, die Leitungen nicht im Fußboden oder einer Abhangdecke zu führen, wie wir es gewohnt sind.
Seine Argumente? Es muss genauer geplant werden, um ein gestalterisch ansprechendes Ergebnis zu erzielen. Die herkömmlichen Produkte sind günstiger als die Aufputz Varianten. Ausführenden Firmen haben wenig Erfahrungen mit Details, die vom aktuellen Standard abweichen.
Beim Mieterwechsel sind die Renovierungsarbeiten aufwändiger, da um die Kabelkanäle herumgestrichen werden muss.
Alles nachvollziehbare Gründe, aber rechtfertigen sie das Festhalten an Automatismen, die zu höheren Ressourcenverbräuchen führen?

Auch bei den Themen Lüftung, Schallschutz und Brandschutz führen wir mit den internen und externen Mitwirkenden hitzige Diskussionen darüber, was angemessen ist.

Der Gesetzgeber hat mit der Novelle der Niedersächsischen Bauordnung viele Spielräume eröffnet, wieder einfacher (um) zu bauen.
Nun brauchen alle am Bau beteiligten den Willen und Mut, das auch umzusetzen.
Wir sind in einem guten Austausch mit dem Ministerium und der Bauverwaltung und hoffen, mit diesem Projekt bereits einige Spielräume nutzen zu können und daraus zu lernen.

Das Bauen muss wieder einfacher werden und trotzdem gut und nachhaltig sein, um die Wohnungs- und Klimakrise zu bewältigen.

Sandra Gebauer
Gundlach Bauträger
Projektentwicklung