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30. November 2023 | Altes Rathaus Hannover | Prof. Florian Nagler

Architektur im Dialog. Florian Nagler gibt Impulse und diskutiert mit Sven Martens zum Thema Einfach (um)bauen

Wenn vom Einfachen Bauen die Rede ist, fällt der Name Florian Nagler. Er stand am 30. November 2023 im Alten Rathaus in Hannover einem überaus interessierten Publikum gegenüber. Bei der Veranstaltung „Architektur im Dialog“ zeigte Prof. Florian Nagler, wie einfaches und klimaschonendes Bauen heute gelingen kann. Unter dem Titel „einfach (um)bauen“ stellte er zentrale Ergebnisse seiner Forschungs- und Baupraxis vor. Sein Ansatz: Bauen muss wieder einfacher, ressourcenschonender und langlebiger werden – und Umbauen sollte dabei eine zentrale Rolle spielen.

Lernen, wie Gebäude wirklich funktionieren

Nagler setzt seit Jahren auf systematisches Monitoring. Gebäude werden über lange Zeiträume beobachtet, um präzise zu verstehen, wie sie sich energetisch und konstruktiv verhalten.

Ein Schlüsselprojekt dafür sind die drei Forschungshäuser in Bad Aibling. Sie sind identisch geplant, unterscheiden sich aber jeweils im Hauptbaumaterial – Beton, Holz oder Mauerwerk. Durch die Langzeitdaten lässt sich belastbarer vergleichen, welche Bauweise welche Auswirkungen hat. Der Ansatz: erst beobachten, dann verbessern. Sein Ziel: Häuser, die klimafreundlich sind und die kommenden Jahrhunderte überstehen.

Einfachheit im eigenen Bauen leben

Nagler zeigte, dass seine Haltung nicht theoretisch bleibt. Sein eigenes Wohn- und Bürohaus in München ist das beste Beispiel: Ein ehemals klassisches Einfamilienhaus wurde so umgebaut, dass heute Wohnen und Arbeiten für viele Menschen unter einem Dach möglich ist – ohne Neubau, ohne zusätzliche Flächenversiegelung.

Auch beim einfachen Neubau bleibt der Grundsatz derselbe. So entstand etwa eine Maschinenhalle in Irschenhausen aus lokalem Holz und mit einer japanischen Stecktechnik. Weniger Material, weniger Komplexität, mehr Klarheit – und ein Entwurf, der die regionale Baukultur stärkt.

Gebäudetyp-e – Regeln entschlacken, Umbauten erleichtern

Als Mitinitiator des Gebäudetyps-e erläuterte Nagler, warum ergänzende Regelungen dringend notwendig sind. Ziel ist es, sich beim Planen auf die wesentlichen Schutzziele der Bauordnung zu konzentrieren: Standsicherheit, Brandschutz, Gesundheit und Umwelt.

Durch diese Fokussierung werden Umbau und Weiterbauen an bestehenden Gebäuden deutlich einfacher und praxistauglicher – ohne Sicherheits- oder Qualitätsverlust. Der Gebäudetyp-e hat inzwischen bundesweit Unterstützung gefunden und wird politisch wie fachlich weiterentwickelt.

Gemeinsam weiterdenken – Gespräch mit Prof. Sven Martens

Im anschließenden Gespräch mit Prof. Sven Martens, Leiter des niedersächsischen Modellprojekts „Einfach gut!“, wurde deutlich, wie sehr sich beide Ansätze ergänzen:

  • Beide Projekte setzen auf Vereinfachung, um klimaschonendes Bauen überhaupt möglich zu machen.
  • Beide stärken den Umbau, weil Neubau allein weder ökologisch noch wirtschaftlich tragfähig bleibt.
  • Beide holen Praxis und Forschung zusammen, um wirklich funktionierende Lösungen zu entwickeln.

Martens und Nagler diskutierten, wo klimagerechtes, einfaches Bauen noch scheitert – etwa an überregulierten Prozessen oder fehlender Routine im Umgang mit einfachen Konstruktionen – und welche Schritte jetzt nötig sind, um diese Hürden abzubauen.

Die vielen Fragen aus dem Publikum zeigten: Der Bedarf ist groß, die Bereitschaft ebenfalls. Und: Einfaches Bauen braucht gemeinsame Anstrengung – und klare, handhabbare Wege

Links zu Nagler:

https://www.nagler-architekten.de/projekt-daten/projekt-ansicht/wohnen-in-bad-aibling/

https://www.einfach-bauen.net/forschungshaeuser-bad-aibling/

https://www.holzbauatlas.de/genossenschaftliches-wohnen-in-bad-aibling-florian-nagler-architekten/

https://www.baunetzwissen.de/beton/objekte/wohnen-mfh/forschungshaeuser-in-bad-aibling-7597304

https://www.mkp-ing.com/projekt/forschungshaeuser

https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wohnhaus_von_Florian_Nagler_Architekten_8353319.html

https://www.bauwelt.de/dl/1941484/artikel.pdf