Die Bundesarchitektenkammer (BAK) hat die Ergebnisse ihrer berufspolitischen Befragung 2025 veröffentlicht. Mehr als 15.600 Kammermitglieder – Selbstständige wie Angestellte – gaben Auskunft über aktuelle Trends, Herausforderungen und Perspektiven im Berufsalltag. Im Fokus stehen dabei der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, die sinkende Gründungsbereitschaft, der anhaltende Trend zu Teilzeittätigkeit sowie Erfahrungen mit Bauämtern und der wachsende Einfluss von DIN-Normen.
Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer:
„Berufspolitische Umfragen sind für die planenden Berufe im Bauwesen von großer Bedeutung. Sie geben ein realistisches Bild darüber, wie sich Arbeitsbedingungen, wirtschaftliche Rahmenbedingungen und fachliche Herausforderungen in der Praxis entwickeln. Auf Basis solcher Umfragen können die Kammern gezielt auf politische Entscheidungen einwirken und die Anliegen der planenden Berufe fundiert vertreten. Gleichzeitig liefern die Ergebnisse wichtige Hinweise für die Weiterentwicklung von Ausbildungs- und Fortbildungsangeboten sowie für strategische Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder Büronachfolge. Durch die aktive Beteiligung unserer Kammermitglieder an den Umfragen entsteht eine solide Grundlage, um berufspolitische Positionen glaubwürdig und praxisnah zu formulieren.“
Zurückhaltender Einsatz von KI – steigende Softwarekosten
Erst 29 Prozent der Architektinnen und Architekten nutzen KI-Tools in ihrem Büroalltag, meist noch in der Erprobungsphase. Während erste Anwendungen zur Prozessoptimierung eingesetzt werden, spielt KI im kreativen Bereich bislang kaum eine Rolle. Gleichzeitig belasten steigende Softwarekosten – insbesondere durch verpflichtende Cloud- und Abo-Modelle – die Büros erheblich. Gleichzeitig ist die Bereitschaft groß, Daten zu teilen, damit KI-Modelle besser werden.
Gründungsbereitschaft nimmt ab
Die Lust auf Selbstständigkeit nimmt weiter ab: 41 Prozent der angestellten Architektinnen und Architekten schließen eine eigene Bürogründung aus – 2015 waren es noch 38 Prozent. Gründe sind vor allem finanzielle Unsicherheit, eine vermutete schlechte Work-Life-Balance sowie bürokratische Hürden.
Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer:
„Angesichts des hohen Durchschnittsalters vieler Büroinhaberinnen und -inhaber und zahlreicher anstehender Büroübergaben ist dies ein Warnsignal für die Zukunftsfähigkeit kleinerer Büros.“
Teilzeit als neues Normal – mit klaren Geschlechterunterschieden
43 Prozent der Architektinnen und 12 Prozent der Architekten arbeiten in Teilzeit. Die Motive unterscheiden sich deutlich: Frauen nennen vor allem Kinderbetreuung und Pflegeaufgaben bei zugleich unzureichenden Betreuungsangeboten, während Männer häufiger zusätzliche berufliche Tätigkeiten oder Teilrente angeben. Mehr Zeit für Freizeitaktivitäten haben zu wollen ist für Frauen (25 Prozent) wie Männer (27 Prozent) in etwa gleich wichtig. Auffällig ist zudem, dass selbst viele Architektinnen ohne familiäre Verpflichtungen Teilzeit bevorzugen und nur ein geringer Anteil von 25 Prozent der Teilzeitbeschäftigten angibt, zukünftig die Arbeitszeit wieder aufstocken zu wollen. Das Arbeitskräftepotenzial lässt sich dadurch nur begrenzt erhöhen.
Nachwuchs fordert bessere Vorbereitung im Studium
Die Juniorarchitekten sehen Defizite in der Ausbildung: Während gestalterische und technische Inhalte als solide vermittelt gelten, fühlen sich viele im Bereich Recht, Bauleitung und wirtschaftliche Planung schlecht vorbereitet. Zugleich wird die zweijährige Praxiszeit als Chance, aber auch als Herausforderung beschrieben, da nicht alle HOAI-Leistungsphasen durchlaufen werden können.
DIN-Normen und Bauantragswesen: hilfreiche Vorgaben oder Kostentreiber?
Die Mehrheit der Befragten sieht in DIN-Normen Planungssicherheit, beklagt aber zugleich Einschränkungen in der gestalterischen Freiheit und aufgrund ihrer Überdimensionierung die Mitursache für steigende Baukosten. Auch die Zusammenarbeit mit Bauämtern bleibt kritisch: Bei rund 60 Prozent der Bauanträge von Architekten werden Nachbesserungen angefordert, bei Bauanträgen von Bauunternehmen und Handwerkern liegt der Anteil sogar noch höher.
Breite Datengrundlage liefert belastbare Erkenntnisse
An der Befragung nahmen 15.624 Kammermitglieder teil, darunter 5.714 Selbstständige und 9.910 Angestellte. Damit liefert die Studie eine der umfassendsten Bestandsaufnahmen zum Berufsalltag der Planenden in Deutschland.
Insgesamt legt die BAK umfassende Ergebnisse zu acht Themengebieten vor:
- Berufspraktische Erfahrungen von Juniormitgliedern
- Teilzeittätigkeit
- Gründungsbereitschaft
- Bauantragswesen
- DIN-Normen
- Bundesregister Nachhaltigkeit
- Bezug von CAD- / BIM- Software in Planungsbüros (Softwarekosten)
- Einsatz von KI
Weitere Informationen und ausführliche Ergebnisse zu den Teilgebieten finden Sie auf der Website der Bundesarchitektenkammer:
Kontakt:
CATHRIN URBANEK
Referatsleiterin Öffentlichkeitsarbeit
Bundesarchitektenkammer e. V.
Askanischer Platz 4 | 10963 Berlin
T: +49 30 26 39 44-40
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