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>> Hans Christian Post, Architektur-Dokumentarfilmer, Kopenhagen

Wo liegen die Herausforderungen für den Berufsstand der Planer*innen in der Zukunft?

Außer, dass es natürlich zukünftig darum gehen muss, nachhaltig, umweltfreundlich und flexibel zu bauen, damit Gebäude und Stadträume längere Lebenszeiten kriegen und leicht umgenutzt werden können, ist die größte Herausforderung meiner Meinung nach, weiterhin kostengünstig zu bauen. Es müssen wieder günstige Wohnungen und Gewerberäume produziert werden. Die Coronakrise zeigt, dass wir finanzielle Flexibilität brauchen. Städte müssen alles tun, um die Grundpreise auf ein niedrigeres Niveau zu kriegen, und gleichzeitig dafür sorgen, dass kostengünstiges Wohnen eine Grundbedingung wird, wenn Investoren bauen wollen. Wenn Investoren oder Politiker nicht darüber nachdenken, sollten die Architekt*innen sie daran erinnern, dass wir alle verlieren werden, wenn die finanzielle Freiheit bei vielen Menschen und Betrieben wegen zu hoher Mieten eingeschränkt ist. Darüber hinaus müssen wir fragen, welche positive Rolle die ländlichen Regionen oder die Peripherie zukünftig spielen können. Soll die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Kluft zwischen Stadt und Land weiter wachsen oder können wir tatsächlich eine attraktive und nachhaltige Rolle für die Peripherie finden?

Kommen die Planer*innen ihrer Verantwortung für die Gestaltung der Zukunft angemessen nach?

Wenn man guckt, wie zum Beispiel in Berlin zur Zeit gebaut und gestaltet wird, spürt man nicht, dass die Fragen nach Nachhaltigkeit und kostengünstigen Wohn- und Nutzflächen eine angemessene Rolle spielen. Architekt*innen und Planer*innen müssen diese Themen klarer und lauter thematisieren und müssen sich auch wieder trauen, offensiver nach Lösungen zu suchen. Letztes Jahr feierten wir 100 Jahre Bauhaus. Es wäre schön, wenn eine derartige Bewegung sich wieder bilden könnte, mit Selbstvertrauen und klaren Zielen.

Sind die Planer*innen für die Zukunftsgestaltung überhaupt relevant? Welche Handlungsfelder müssen fokussiert werden, um eine bedeutsame Rolle innerhalb unserer Gesellschaft zu spielen?

Ich denke, dass das kostengünstige Wohnen vom Anfang an, das heißt ab Beginn der Ausbildung, ein Dauerthema sein sollte, damit es nicht vergessen wird, dass das Wohnen ein Grundbedürfnis ist, das sich alle mit Würde und ohne existentielle Ängste leisten können sollten. Aber das ist eigentlich etwas, was die ganze Gesellschaft erkennen sollte.

Was möchten Sie den Planer*innen aus Ihrer Perspektive mit auf den Weg geben?

Selbstvertrauen. Das utopische Denken gehört zum Fach und Arbeitsgebiet der Planer*innnen, und da sollten sie sich nicht zurückhalten. Wenn gesagt wird, ‚dass es alles nichts nutzt oder nicht möglich ist‘, sollten sie immer kontern, ‚Doch, alles ist möglich. Die Zukunft ist noch offen und wir werden tatsächlich eine bessere Welt für alle planen und bauen.‘